Flower Power

Flower Power

CLAUDIA ANTONIUS
CASALUCE-GEIGER
RAINER FÜREDER
REGINA HADRABA
RICHARD JURTITSCH
ROSEMARIE KÖNIG
JOSEF KERN
PIUS LITZLBAUER
ELFRIEDE MEJCHAR
OSWALD OBERHUBER
WOLFGANG REICHMANN
FRANZ SCHWARZINGER
ANNA STANGL THOMAS
STEINER GERLINDE THUMA
ULRICH WAIBEL
ROBERT ZAHORNICKY
BIRGIT ZINNER


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Flower Power – Die Sprache der Blumen: Oder ut pictura poesis

Elisabeth Voggeneder

„Flower Power“- mit diesem Titel markiert die von Leopold Kogler kuratierte Ausstellung ein weitreichendes Assoziationsfeld. Die Parole ist zwar bekannt für eine maßgebliche gesellschaftspolitische und kultursoziologische Veränderung in den Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts, im vorliegenden Kontext verweist sie aber zunächst auf die Präsentation einer in diesen Jahren geborenen oder arbeitenden Künstlergeneration, deren Gemeinsamkeit die Beschäftigung mit dem Motiv Blume bildet. Dahinter steht allerdings eine auf den aktuellen Diskurs um neue Inhalte in der Malerei rekurrierende Fragestellung. Denn, warum wird die Blume, ein tradiertes und lange Zeit pejorativ wahrgenommenes Sujet, plötzlich wieder interessant und in welcher Form tritt es in Erscheinung?

Die Blume stellt von Beginn der Malerei ein zentrales Sujet dar, dessen Beliebtheit nicht nur durch die äußere Anziehung – ihrer Schönheit –, sondern vor allem durch ihre inhärente Symbolik erklärbar ist.  Auch jenseits des alltäglichen Gebrauchs ist die Blume Metapher. Als solche bedeutet sie mehr als sie ist,   sie verweist auf etwas Dahinterliegendes. Die Blume vermittelt eine Vorstellung. Eben diese Funktion wird seit der griechischen Philosophie auch als Paradigma der Poesie wie des Bildes definiert. 
Die „poesis“ wie das „eikon“ figurieren als wirkungsästhetisches Konzept, das auf affektive Vergegen?wärtigung zielt. Eine Idee soll zur Anschauung gebracht werden, wobei Poesie und Malerei auf gleiche Strukturen aufbauen, wie Horaz mit seinem Diktum „ut pictura poesis“ (Wie die Poesie so das Bild) formulierte. Die poetische Metaphorik wird damit zur Grundlage künstlerischen Ausdrucks. 

Die in der Ausstellung präsentierten Darstellungsweisen von Blumen in den Medien Fotografie, Objekt, Malerei und Grafik unterscheiden sich von der Metaphorik bisheriger bildnerischer Strategien. Die Blume erscheint zum einen als Approximation der Form: bei Richard Jurtitsch und Gerlinde Thumas oft seriellen Reihungen floraler Ornamentik, bei Wolfgang Reichmanns Formzerlegung, bei Ulrich Waibels und  Robert Zahornickys Schwarz-Weiß-Reduktionen, bei Thomas Steiners und Rosemarie Königs gestisch- linearen Verdichtungen, bei Franz Schwarzinger, Birgit Zinner, Pius Litzlbauer und Rainer Füreder als Ausgangs?punkt eines popig-bunten Farbenkaleidoskops. Das Verschwinden der Form thematisieren Cascaluce-Geiger und Regina Hadraba. Ebenso findet sich die Blume als Symbol: bei den scheinbar realistischen Abbildern Josef Kerns,  bei den erzählerischen Arbeiten Oswald Oberhubers und Anna Stangls.
Die Darstellung der Blume erschließt sich schlussendlich als Spiel und Bruch mit ihrer konventionellen Bedeutung, so bei Elfriede Mejchars Fotoserien und Claudia Antonius monochromen Stilleben.  

Die versammelten Positionen werfen unterschiedliche Blickpunke auf das Phänomen Blume und veranschaulichen grundlegende Verfahrensweisen des Bildnerischen. Als selbstreflexives System erkannt wird nun gerade durch einen Rückgriff auf konnotierte Sujets – wie die Blume – das Strukturelle des Künstlerischen thematisiert. Die Blume und deren metaphorisches Paradigma verwandelt sich zu einer Metapher, zu einem Symbol für das Prinzip des Künstlerischen schlechthin. Nicht umsonst griff schon Gertrude Stein auf das Bild der Rose zurück, wenn sie sagte: „Eine Rose, ist eine Rose ist eine Rose...“


Bilder zur Ausstellung